Koordinative Fähigkeiten bei Kindern

Was sind koordinative Fähigkeiten?

Koordinative Fähigkeiten bei Kindern sind ein wichtiger Teil der sportlichen Leistung, denn sie helfen Bewegungen mit Rhythmus, Feinfühligkeit, Gleichgewicht, Orientierung und gutem Timing auszuführen.

Bei jeder Bewegung geht es um das Zusammenspiel von allen koordinativen Fähigkeiten. Man kann sie also nicht isoliert betrachten.

Warum sind koordinative Fähigkeiten so wichtig für Kinder?

Koordinative Fähigkeiten sind bei Kindern verfestigt und allgemein, also Sportart unspezifisch. Koordinative Fähigkeiten sind deshalb so wichtig für Kinder, weil sie auf alle Sportarten übertragbar sind.

Sie fließen in jede Bewegungshandlung mit ein und sind sehr variabel einsetzbar sind. Außerdem können Sportler, die gut ausgebildete koordinativen Fähigkeiten haben, neue Bewegungstechniken aus einer Sportart schneller lernen.

Weiterhin erleichtern diese Fähigkeiten eine Bewegung umzulernen und erhöhen die Bewegungsökonomie.

Koordinative Fähigkeiten im Sport
Koordinative Fähigkeiten – Kindersport Wissen ©

Welche koordinativen Fähigkeiten gibt es bei Kindern?

Es gibt viele unterschiedliche Lehrbücher, in denen unterschiedliche koordinative Fähigkeiten beschrieben sind. Fakt ist auch, dass es viele davon gibt. Zu den wichtigsten gehören in Anlehnung an Meinel/Schnabel folgende:

Gleichgewichtsfähigkeit

Die Gleichgewichtsfähigkeit ist eine sensomotorische koordinative Fähigkeit, also durch einen Sensor (den Vestibularapparat, welches sich im Ohr befindet) und durch Muskeln gesteuert.

Ziel dieser Fähigkeit ist es, einen Gleichgewichtszustand in Haltung oder Bewegung (statisch oder dynamisch) zu erreichen und aufrecht zu erhalten.

Kinästhetisch-propriozeptive Differenzierungsfähigkeit

Darunter versteht man die koordinative Fähigkeit, unterschiedliche Bewegungshandlungen mit großer Genauigkeit und Ökonomie durchzuführen.

Mit zunehmender Qualitätsverbesserung bleiben unrunde und verkrampfte Bewegungsausführungen aus. Man nimmt mit dieser Fähigkeit geringfügige Veränderungen von Muskelspannungen, Druck oder Gelenkswinkel wahr.

Kopplungsfähigkeit

Die Kopplungsfähigkeit zeichnet sich durch eine hohe Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbwegungen aus. Sie gehört zu den wichtigsten koordinativen Fähigkeiten bei den meisten komplexen Sportarten.

Rhythmisierungsfähigkeit

Die Rhythmisierungsfähigkeit ist eine weitere von den 7 koordinativen Fähigkeiten. Durch diese Fähigkeit, sind Kinder in der Lage einen von außen (z.B. Musik) oder von innen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch zu reproduzieren.

Antizipationsfähigkeit

Durch die Antizipationsfähigkeit sind Kinder in der Lage Ergebnisse, durch die Wahrnehmung spezifischer Informationen (im Sport vor allem visuelle) von fremden Geräten oder Bewegungen vorherzusagen.

Räumliche Orientierungsfähigkeit

Eine der koordinativen Fähigkeiten, die zur Bestimmung und Veränderung der Lage und Bewegungen des Körpers in Raum und Zeit dient.

Die räumliche Orientierungsfähigkeit ist auf ein definiertes Aktionsfeld (Spielfeld; Turngerät) und/oder ein sich bewegendes Objekt (Ball, Gegner, Partner) bezogen.

Timing

Nicht in jeder Literatur wird Timing als eine der 7 koordinativen Fähigkeiten beschrieben.‘
Timing bedeutet, ein rechtzeitiges, zeitlich präzise reguliertes Handeln als Ausdruck für eine richtige optisch-motorische „Berechnung“ von Bewegungshandlungen. Sportspiele: Umgang mit Bällen

Anbei ist ein Beispiel zu finden, in dem koordinative Fähigkeiten des Sportlers zum Ausdruck kommen.

Der Spieler in dem Video nimmt in weniger als einer Sekunde alle wichtigen Informationen wahr und nutzt diese, um ein Tor unter schwierigen Bedingungen zu erzielen.

Er sieht z.B. die Fußgelenkstellung des Partners & Flugkurve des Balles (Antizipation), um vorherzusagen, wo (Orientierung) sich der Ball zu einem bestimmten Zeitpunkt (Timing) befinden wird, damit er aktiv auf diesen zugehen kann. Sein Handeln ist also rechtzeitig und zeitlich präzise.

Er steht fest auf seinen Beinen (Gleichgewicht) und positioniert den Kopf so (kinästhetisch-propriozeptive Differenzierung), dass er den Ball möglichst mit dem oberen Bereich der Stirn trifft.

Wann sollten koordinative Fähigkeiten bei Kindern trainiert werden?

Die unten stehende Grafik zeigt auf, dass koordinative Fähigkeiten zwischen 7 und 11 Jahren am besten trainierbar sind. Allerdings ist es empfehlenswert, diese Fähigkeiten langfristig bis in das Erwachsenenalter zu trainieren und aufrechtzuerhalten.

Koordinative Fähigkeiten bei Kindern in unterschiedlichen Altersbereichen
Koordinative Fähigkeiten bei Kindern in unterschiedlichen Altersbereichen – Kindersport Wissen ©

Wie sollten koordinative Fähigkeiten bei Kindern trainiert werden?

1. Koordinative Fähigkeiten sollten bei Kindern im ausgeruhten Zustand trainiert werden. Solche Prozesse können bei Ermüdung des zentralen Nervensystems, wie etwa nach einer anstrengenden Spieleinheit, nicht optimal geschult werden.

2. Es sollte kontinuierlich durchgeführt und langfristig ausgelegt werden.

3. Das Koordinationstraining sollte so schwierig sein, dass der Sportler stets herausgefordert ist. Ist die Komplexität zu hoch/niedrig, führt das zu unerwünschten Über-/Unterforderungen.
Hier kann das Training mithilfe von Druckbedingungen und Informationsanforderungen optimal gesteuert werden.

4. Das Koordinationstraining sollte bei Kindern vielfältig sein. Sie müssen nicht das gesamte Setup oder neue Trainingsgeräte kaufen, damit sie das erreichen. Eine kleine Veränderung der Übung kann bereits einen neuen Reiz für das zentrale Nervensystem setzen.

5. Die Schulung der koordinativen Fähigkeiten erfolgt im Optimalfall altersgemäß und frühzeitig (siehe Grafik oben)


Wie Sie koordinative Fähigkeiten in der Praxis umsetzen können, finden Sie hier.

Referenzen:
Mechling, H., Neumaier, A. (2009). Koordinatives Anforderungsprofil und Koordinationstraining. Köln: Strauß Verlag. 3.Auflage *

Optimales Training – Jürgen Weineck (2019)*

Roth, K. & Roth, C. (2009). Entwicklung koordinativer Fähigkeiten. In J. Bauer, K. Bös, Conzelmann, A. und R. Singer (Hrsg.). Handbuch motorische Entwicklung, 197-225. Schorndorf: Hofmann Verlag.

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