Viele Trainer schwören auf die Koordinationsleiter. Sogar im Leistungssport sieht man, wie vor allem in Ballsportarten dieses Trainingsgerät benutzt wird. Die Trainer versprechen sich vom Training mit der Koordinationsleiter vieles. Sie gehen davon aus, dass die Sportler sich in ihrer Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination verbessern.
In diesem Artikel zeigen wir dir, welche Probleme bei der Nutzung der Koordinationsleiter auftauchen und wie diese gelöst werden.
Eines vorweg: auch wenn das Wort Koordinationsleiter das Wort „Koordination“ beinhaltet, ist dieses Gerät keinesfalls ein Gerät, das alle koordinativen Fähigkeiten eines Sportlers vielfältig fördern kann. Die Koordinationsleiter kann nicht zaubern.
Probleme & Lösungen beim Training an der Koordinationsleiter
Die Koordinationsleiter macht den Sportler nicht schneller
Problem: Man setzt sich das Ziel, die Schnelligkeit zu verbessern.
Durch das Training an der Koordinationsleiter wird in der Regel die Lauftechnik negativ beeinflusst . Auch die elementare zyklische Schnelligkeit wird kaum trainiert, da die Trainingspraxis zeigt, dass es weder zu maximaler Bewegungsfrequenz mit ausreichender Reizdauer kommt , noch wird eine ausreichende Pause zwischen den Runden angeboten.
Lösung: Setzt du dir wirklich das Ziel für diese Zeit, die elementare Schnelligkeit deiner Sportler zu verbessern, dann halte dich an Grundsätze der Trainingslehre zum Schnelligkeitstraining unter Berücksichtigung des Alters der Athleten.
z.B.:
Der intermuskuläre-koordinative Anspruch (z.B. Dinge gleichzeitig zum Sprint zu lösen) darf hier nicht gegeben sein. Tappings aus dem Stand sind passender, als eine Abfolge auf der Koordinationsleiter auszuführen.
Reizdauer: 6-8 Sekunden (bei zyklischen Bewegungen wie z.B. Laufen oder Tappings)
2-4 Sätze
Sprintpause zwischen den Runden: ca. 5 Minuten
Häufigkeit: 2x die Woche
Aufgewärmter Zustand
(Supra-)Maximale Frequenz
Ausführliche Informationen zum Schnelligkeitstraining findest du hier.
Kopf wird gesenkt
Problem: Insbesondere Kinder und Jugendliche neigen dazu, dass sie den Kopf senken, um die Quadrate zu treffen und bloß nicht die Koordinationsleiter zu berühren. Sie lernen also eine Körperhaltung, die beim Laufen und in den meisten Ballsportarten nicht erwünscht ist.
Lösung: Warum senken die Sportler den Kopf?
Weil sie noch nicht wissen, wo sich die nächsten Quadrate befinden.
Gib den Sportlern Zeit, um das Trainingsgerät kennenzulernen. Starte nicht zu schwierig und zu schnell. Fordere die Sportler heraus, überfordere sie aber nicht. Gib auch gerne als zusätzlichen Tipp, dass das Senken des Kopfes nicht erwünscht ist.
Knie werden nicht hoch gehoben
Problem: Die Koordinationsleiter ist dafür prädestiniert, dass man die Knie kaum hebt. Allerdings birgt dies das Problem, dass dieses Bewegungsmuster das Laufmuster der Sportler negativ beeinflusst.
Lösung: Die Koordinationsleiter sparsam nutzen. Alternativ sollten Hürden genutzt werden, die die Körpergröße der Sportler berücksichtigen und einen Kniehebelauf erzwingen.
Schwierigkeitsgrad über die Frequenz steuern
Problem: Man steuert den Schwierigkeitsgrad der Übung über das Tempo. Man gibt seinen Sportlern also vor, die Übung schneller oder langsamer auszuführen.
Lösung: Ziel des Koordinationstrainings sollte sein, den Sportlern unterschiedliche, herausfordernde koordinative Reize zu setzen, die die Sportler ganzheitlich sportlich weiterentwickeln. Den Schwierigkeitsgrad durch das Tempo zu steuern ist ein Weg, um die Bewegungsaufgabe zu erschweren. Aber es sollte nicht der einzige Weg sein.
Vielmehr sollten sich die Trainer bemühen, möglichst anspruchsvolle, herausfordernde und vor allem vielfältige koordinative Aufgaben zu stellen. Dafür ist die Koordinationsleiter nur bedingt geeignet.
Ausführliche Informationen zum Koordinationstraining findest du hier (1. Koordinative Fähigkeiten, 2. Druckbedingungen & 3. Informationsanforderungen).
Zu viel Zeit an der Koordinationsleiter verbringen
Problem: Man verbringt zu viel Zeit an der Koordinationsleiter.
Insbesondere Kinder und Jugendliche möchten möglichst viel spielen. Leider sieht es in der Praxis häufig so aus, dass die Sportler über 70% der gesamten Trainingszeit isolierte Übungen, zu denen die Koordinationsleiter gehört, ausführen und wenig spielen. Das macht wenig Spaß.
Lösung: Setze stattdessen mehr Spielformen gezielt ein, die mit deinen Schwerpunkten übereinstimen. Verbringe nicht zu viel Zeit an der Koordinationsleiter. Schließlich möchtest du nicht, dass sich die Sportler langweilen, wenn sie dieses Trainingsgerät sehen.
Außerdem ist es nicht deine Aufgabe, dass deine Sportler Weltmeister auf der Koordinationsleiter werden.
Eine Allgemeine Richtlinie: die Koordinationsleiter ist eine mögliche Ergänzung zu deinem Training, die du hin und wieder ca. 5-10 Minuten nutzen kannst.
Verstehe den Rat nicht falsch. Die Koordination zu fördern ist vor allem im Kinder- und Jugendalter zwingend notwendig. Aber nutze dafür nicht immer dasselbe Trainingsgerät und setze nicht immer dieselben Trainingsreize. Du musst als Trainer niemanden beeindrucken und dein Training wird nicht besser, wenn du ganz viele Trainingsgeräte nutzt. Manchmal ist weniger mehr.
Um Gleichgewicht zu trainieren, brauchst du ebenfalls kein Trainingsgerät. Da reicht es wenn du z.B. die Sportler auf Linien laufen lässt. Oder sie in unterschiedliche Richtungen springen lässt und sie auf einem Bein landen lässt.
Um das Timing, die Antizipation oder räumliche Orientierung eines Sportlers zu fördern, wird dir die Koordinationsleiter nicht helfen, da dieses Trainingsgerät nur sehr isoliert genutzt werden kann. Da sind unterschiedliche Spielformen hilfreicher.
Auch für das Training des Rhythmus, brauchst du kein einziges Trainingsgerät.
Sportartspezifische Fähigkeiten nicht inkludiert
Problem: Es werden ausschließlich sportartferne Übungen angeboten.
Lösung: Auf der Koordinationsleiter werden Elemente aus der Sportart integriert.
In dieser Konstellation werden die Sportler in ihren sportartspezifischen Fähigkeiten auf einer neuen Art und Weise herausgefordert, da sie weitere Voraussetzungen erfüllen müssen, um die Übung erfolgreich zu meistern – z.B. Rhythmus auf der Koordinationsleiter behalten, auf ein Außenkommando reagieren, das Gleichgewicht halten und präzise den Ball zurück spielen (bei Ballsportarten).
Fokus auf Tempo, nicht die Bewegungsqualität
Problem: Die Sportler fokussieren sich zu sehr auf das Tempo, nicht auf die saubere Bewegungsausführung.
Lösung: Verdeutliche, dass die Geschwindigkeit an der Übung sekundär ist. Erwähne die Punkte, die für dich beim Bewegungsablauf wichtig sind, und schenke den einzelnen Punkten, die dir wichtig sind mehr Aufmerksamkeit.
Fazit zum Training an der Koordinationsleiter
Die sporadische Nutzung der Koordinationsleiter kann eine gute Abwechslung und Ergänzung zu einem Training sein, allerdings macht es wenig Sinn, dieses Trainingsgerät in jedem Training zu benutzen.
Der Sportplatz und seine Akteure bringen automatisch viele Möglichkeiten, um ein Training vielfältig, herausfordernd und spaßig zu gestalten. Bleibe kreativ in der Trainingsgestaltung und die Sportler werden dankbar sein.
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