Erste Hilfe bei Kindern im Sport – Tipps und Maßnahmen

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Die häufigsten Verletzungen bei Kindern im Sport sind Hautwunden, Prellungen, Brüche und Ausrenkungen. Dazu sind auch Nasenbluten, Muskelkrämpfe, Sonnenstiche oder Gehirnerschütterungen relevant im Kindersport. In diesem Artikel erfahren Trainer und Eltern, wie sie in solchen Situationen erfolgreich erste Hilfe leisten.

Nichtsdestotrotz ersetzt dieser Beitrag keinesfalls einen Erste-Hilfe-Kurs.

Erste Hilfe im Kindersport beginnt, sobald man einen Fall erkennt und darauf reagiert. Haben die Kinder Schmerzen, sieht man es ihnen schnell an, wie stark es weh tut und welche Stelle betroffen ist. Kann ein Kind nach kurzer Zeit nicht wieder schmerzfrei aufstehen, liegt eine leichte oder schwerwiegende Verletzung vor.

Leichte und schwerwiegende Sportverletzungen bei Kindern

Leichte Sportverletzungen heilen bei Kindern zeitnah ab.
Beispiele: Prellungen, Zerrungen oder Leichte Verstauchungen.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, was das Kind hat, kann ein Kinderarzt aufgesucht werden.

Tipp: Ist der Kinderarzt nicht erreichbar, dürfen Sie nicht den Fehler machen und das Kind in eine Klinik bringen, die keine Kinderabteilung hat.
Hier finden Sie eine Liste von Kinderkliniken. Geben Sie in das Suchfeld ihren Ortsnamen ein.

Schwerwiegende Sportverletzungen müssen sofort von einem Arzt behandelt werden – hier rufen Sie den Rettungsdienst unter der Telefonnummer „112“ an.
Beispiele:
Verdacht auf Bänderriss, Ausrenkung (Auskugeln), Großer Bluterguss, Knochenbruch oder Sehnenriss

Anruf beim Rettungsdienst

Dort müssen Sie folgende Informationen liefern:

  • Wer Sie sind
  • Was passiert ist (und das vor allem ein Kind betroffen ist!)
  • Wo es passiert ist
  • Warten Sie auf Rückfragen (nicht einfach auflegen)

Geben Sie die Information, dass es sich um ein Kind handelt, wird ein Kinder-Notarzt (in Großstädten) kommen.

Parallel sollte das Verletzte Kind versorgt werden. Es soll sich jemand um ihn auch „seelisch“ kümmern, in dem er mit dem Kind spricht und ihn beruhigt („alles wird gut“, „du kannst bald wieder spielen“, „ruhe dich aus“).
Es empfiehlt sich auch eine Decke oder eine Jacke über das Kind zu legen, damit die Körpertemperatur, die durch den Sport erhöht ist, nicht schnell abfällt.

PECH-Regel bei Kinder Verletzungen im Sport

Pause

Nach der Verletzung sollte die sportliche Tätigkeit des Kindes sofort eingestellt werden. Im Idealfall sollte das Kind aus dem Sportplatz getragen werden – lange Strecken zu hüpfen ist einerseits sehr anstrengend für Kinder und andererseits nicht optimal für die Wundheilung.

Wann wendet man „P“ wie Pause an?

Sobald ein Kind Schmerzen hat, soll eine Sportpause eingelegt werden.

Eis

Im Anschluss darauf sollte die betroffene Stelle gekühlt werden, damit Schwellungen verlangsamt werden.
Der direkte Kontakt mit dem Kühlmittel sollte vermieden werden, um Unterkühlungen an der Stelle zu vermeiden – hier bieten sich beliebige Stoffe als Hülle an. Kühlsprays werden nicht empfohlen! Sehr praktisch für unterwegs sind Kälte-Sofort-Kompressen.

Das Kühlen soll direkt nach einer Verletzung für max. ca. 20 Minuten (mit 1 bis 2-minütigen Zwischenpausen) angewendet werden. Kühlt man zu spät, erzielt die Kühlung keine positiven Wirkungen. Kühlt man zu lange, fängt der Körper an sich gegen die Kälte durch vermehrte Durchblutung zu wehren, was in diesem Fall kontraproduktiv ist.

Wann wendet man „E“ wie Eis an und wann nicht?

  • Verstauchungen (z.B. umknicken)
  • Bänderriss
  • Prellungen
  • Bluterguss
  • Knochenbrüchen (nur bei geschlossenen Brüchen)
  • Kopfverletzungen (z.B. Beule)
  • Ausgekugeltes Gelenk
  • Nasenbluten (Nacken leicht kühlen)
  • Nicht bei Muskelkrämpfen oder offenen Wunden (z.B. Schürfwunden)

Kompression

Damit die Blutungen und Schwellungen sich nicht ausbreiten, empfiehlt es sich, breitflächigen (keinen punktuellen) Druck auf die betroffene Stelle auszuüben. Das gelingt durch ein Kompressionsverband- bzw. Bandage; Bei einer Verletzung des Sprunggelenks reicht auch eine enge Socke als Kompression.

Wann wendet man „K“ wie Kompression an und wann nicht?

  • Verstauchungen
  • Bänderriss
  • Prellungen
  • Kopfverletzungen (z.B. Platzwunde)
  • Nicht bei Brüchen; Ausgekugelten Gelenken; Muskelkrämpfen

Hochlagern

Spätestens nach der Kompression sollte der verletzte Körperteil hoch gelagert werden, damit die Schwellungen verlangsamt werden.

Erste Hilfe bei Kindern im Sport

Die PECH-Regel ist eine sehr gute erste Hilfe Maßnahme gegen die meisten Verletzungen bei Kindern.

Doch wie reagiert man in speziellen Fällen, die im Kindersport häufig vorkommen?

Erste Hilfe bei Ausrenkungen (Auskugeln) bei Kindern im Sport

Ein ausgekugeltes Gelenk (meistens ist die Schulter bei Kindern betroffen) erkennt man, wenn ein Gelenk nicht in seiner natürlichen Position befindet.

Wie behandelt man ausgekugelte Gelenke bei Kindern?

  • Ruhig stellen (nicht bewegen). Den Arm hält das betroffene Kind selbst oder man bindet ein Armtragetuch (Dreieckstuch)
  • Rettungsdienst (112) anrufen
  • Niemals versuchen das Gelenk wieder einzurenken!
  • Kühlen, aber keinen Kompressionsverband
  • Körperwärme aufrechterhalten (Jacke, Decke)

Arm- und Beinbruch bei Kindern im Sport – was tun?

Armbrüche sind eine häufige Sportverletzung bei Kindern, die vor allem durch Stürze verursacht werden. Brüche sind aber meistens schwer zu erkennen. Meistens haben die Kinder einer stechenden Schmerz an der Stelle und können das verletzte Körperteil nicht bewegen.

Wie sieht die erste Hilfe bei Knochenbrüchen (Arm und Bein) bei Kindern im Sport aus?

  • Betroffene Stelle ruhig stellen und nicht von außen bewegen!
  • Rettungsdienst (112) anrufen
  • Ist der Bruch offen (Knochen durchdringt die Haut), dann mit einem Verbandtuch leicht bedecken (kein Druck)
  • Keine eigene Schiene aufbauen!
  • Ist keine offene Wunde zu sehen, kann man für 5-10 Minuten kühlen (je nachdem, wie das Kind die Kühlung empfindet). Zwischen der Kühlung und der Haut sollte ein Stoff sein
  • Bei gebrochenem Bein auf Körperhöhe halten. Nicht weiter erhöhen.

Wie versorgt man eine Wunde bei Kindern im Sport?

  • Der Versorger trägt Einmalhandschuhe, da Blutkontakt vermieden werden soll
  • Pflaster sind ungeeignet, da sie auf der verschwitzten Haut nicht halten
  • Wundverbände aus elastischem Material sind zu empfehlen.
  • Sind kleine Fremdkörper in der Wunde, nicht versuchen mit schmutzigen Fingern auszukratzen. Lieber versuchen mit Wasser, oder falls vorhanden einem alkoholfreien Spray, abspülen und anschließend verbinden.
  • Kühlung ist hier nicht notwendig

Erste Hilfe bei Gehirnerschütterung im Kindersport

Es kann immer vorkommen, dass ein Kind einen Ball auf den Kopf bekommt oder beim Schlittschuh- oder Skilanglaufen auf den Hinterkopf fällt.

Besteht der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung (Symptome: Übelkeit, Schwindel, Erbrechen oder Lücken in der Erinnerung) sollten folgende erste Hilfe Maßnahmen ergriffen werden:

  • Das Kind sollte liegen, wobei der Oberkörper leicht erhöht ist
  • Rettungsdienst (112) anrufen, da der Sportler unbedingt untersucht und meist stationär behandelt werden muss
  • Die Körperwärme beibehalten (Decke, Jacke etc.)
  • Rettungsdienst muss alarmiert werden,
  • Wird das Kind bewusstlos -> auf die Atmung achten und stabile Seitenlage

Sonnenstich bei Kindern im Sport

Typische Symptome, die für einen Sonnenstich bei Kindern sprechen sind Schwindel, Übelkeit, Erbrechen oder roter Kopf. Im schlimmsten Fall kann es zu Bewusstlosigkeit kommen.

Folgende Maßnahmen helfen bei der ersten Hilfe gegen Sonnenstich bei Kindern:

  • Das Kind sollte in den Schatten gebracht werden und dabei liegen, wobei der Oberkörper leicht erhöht ist
  • Rettungsdienst (112) anrufen
  • Etwas zum Trinken anbieten
  • Kopf und Nacken sollen vorsichtig gekühlt werden
  • Kinderarzt / Kinderklinik aufsuchen
  • Bei Bewusstlosigkeit -> stabile Seitenlage

Kinder Erste Hilfe bei Muskelkrämpfen

Ein Muskelkrampf ist zwar keine Verletzung, kann aber sehr unangenehm für Kinder im Sport sein und lange andauern.

Muskelkrämpfe sind häufig bedingt durch eine Störung des Stoffwechsels (z.B. Mineralverlust). Dazu kann eine gestörte Durchblutung, etwa durch starken Druck auf eine Stelle, ebenfalls zum Krampf führen. Außerdem können schlechtes Schuhwerk oder auch unregelmäßige Atmung zu Muskelkrämpfen führen.

Erste Hilfe bei Muskelkrämpfen bei Kindern:

  • Den betroffenen Muskel leicht dehnen (auf die Reaktionen des Kindes hören!)
  • Enge Bandagen oder Ähnliches entfernen
  • Nach der Dehnung -> Lockerungsmassagen
  • Achtung: Bei Muskelkrämpfen ist Kühlung und Druck kontraproduktiv.

Nasenbluten bei Kindern im Sport – Erste Hilfe

Erste Hilfe beim Nasenbluten bei Kindern

  • Der Kopf sollte nach vorne gebeugt werden – nicht nach hinten!
  • Das Blut mit einem Tuch abfangen
  • Den Nacken kühlen
  • Bei starker Blutung, die nicht aufhört sollte dringend der Notruf (112) gerufen werden.

Rehabilitation bei Kindern- Sport nach der Verletzung

Die meisten (ca. 85%) Kinder Sportverletzungen verlaufen ohne Probleme und werden ohne eine Operation (bei Brüchen z.B. mit einem Gyps) behandelt.

Wie bald man nach einer Verletzung mit dem Sport wieder beginnen kann, hängt von der Sportverletzung ab – dies kann der Kinder- oder Sportorthopäde am besten einschätzen. Seien Sie nicht übereifrig. Anders droht eine erneute Verletzung an der betroffenen Stelle, was die Verletzungsdauer verlängert. Eine Physiotherapie wird bei Kindern nur in sehr speziellen Fällen durchgeführt – in der Regel aber nicht.

[Lesetipp: „wie Trainer und Betreuer Sportverletzungen bei Kindern vorbeugen können“]

Quelle: drk.de

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