Die Heimfahrt nach dem Spiel: eine schlimme Erinnerung?

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Ein unangenehmer Moment für Eltern und Kind

Einer der unangenehmsten Momente für die Kinder und Jugendlichen war schon immer die Heimfahrt an den Wochenenden nach den Meisterschaftsspielen. Auch einige erwachsene Sportler haben diesen Moment noch negativ in Erinnerung.

Direkt nach einem Spiel sind starke Emotionen, Enttäuschung, Frust und Erschöpfung normale Gefühle. Allerdings nutzen Eltern diese Situation, um sie lehrreich zu gestalten. Sie stellen ihren Kindern viele Fragen und werfen ihnen, dem Trainer, dem Gegner und dem Schiedsrichter unterschiedliche Dinge vor, wie:

Wie konnte er bloß an dir vorbei laufen?
Wie konntest du bloß so unkonzentriert sein?
Du machst immer wieder denselben Fehler!
Warum hast du nicht von Anfang an gespielt?
Ist Jannick etwa besser als du?
Warum hast du kein Tor geschossen?
Warum darf Katja die Freiwürfe ausführen?
Hör nicht auf den Trainer, der hat keine Ahnung – mach das, was ich dir sage!
Der Schiedsrichter hat aber sehr unfair gepfiffen!
Eure Gegner waren so schlecht, ihr musstet euch gar nicht anstrengen!

Abgesehen davon, dass die oben genannten Aussagen sehr negativ behaftet sind, gibt es keinen schlechteren Zeitpunkt, um das Kind zu kritisieren als am Heimweg – auch wenn Sie mal einen Punkt haben.

Geduld ist gefragt

Erwähnen Sie das Spiel bei der Heimfahrt nicht. Geben Sie dem Kind Zeit und Freiraum, um das Spiel zu verdauen, sich emotional etwas herunter zu fahren und sich auch körperlich zu erholen.
Haben Sie also etwas Geduld!

Kommt ihr Kind auf Sie zu und möchte über das Spiel sprechen, dann seien Sie ein leiser und verständnisvoller Zuhörer. Weiterhin ist es für jedes Kind schön zu hören, dass Sie ihm gern zusehen – ohne gleichzeitig das Spiel zu analysieren.

Gut gemeint kommt nicht immer gut an

Auch gut gemeinte Aussagen sollten mit Vorsicht getätigt werden, da sie häufig mehrdeutig sind.

Beispiel:

„Warum darf Katja die Freistöße schießen?“

Durch diese Aussage möchten Sie ihrem Kind vermitteln, dass es mindestens genauso gut wie Katja Freistöße schießen kann.
Das Kind könnte aber verstehen, dass Katja eine gemeine Mitspielerin ist – und sie deshalb andere Mitspieler keine Freistöße schießen lässt.

Weiteres Beispiel:

„Warum wurdest du nicht von Anfang an aufgestellt?“

Es mag sein, dass Sie dem Kind zeigen möchten, dass es verdient hat, von Anfang an zu spielen.
Ihr Kind könnte die Aussage auch so interpretieren, dass der Trainer unfair ist – was zu Unsicherheit und Verwirrung führen kann.

Sieg!

Fragen Sie sich stattdessen selbst, ob Sie nach einer Niederlage ihres Kindes ruhiger sind und glücklicher bei einem Sieg? Tendieren Sie dazu, die Leistung ihres Kindes bei einer Niederlage stark zu kritisieren?  Und übersehen Sie viele Fehler, wenn es gewonnen hat?
Wenn dies auf Sie zutrifft, fragen Sie sich, ob es nicht besser ist, sich mehr auf die Entwicklung Ihres Kindes zu fokussieren und weniger auf das Ergebnis. Denn bei Kindern und Jugendlichen geht es nicht um Ergebnisse.

Ausnahme:
Erwischen Sie Ihr Kind beim Spucken, Beleidigen, Fluchen, dabei, wie es andere absichtlich verletzt und Spieler/Trainer/Schiedsrichter nicht respektiert, dann sollten Sie dies umgehend ansprechen – auch während der Heimfahrt!
Nichtsdestotrotz sollten Sie auch in dieser Situation auf ihre Wortwahl achten und vorbildlich bleiben.

Unser Tipp

Nicht alle Kinder sind gleich und manche Kinder sprechen gerne während der Heimfahrt über ihr (gutes) Spiel.
Halten Sie sich zurück, lassen Sie das Kind auf Sie zukommen. Wenn Sie sich unsicher sind, dann fragen Sie, ob es in Ordnung ist, über das Spiel zu sprechen.

Und das Wichtigste: Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine viel bessere Konversation führen, wenn Sie das Gespräch über das Spiel auf den nächsten Tag verschieben, anstatt es nach ein paar Minuten zu tun.

Lassen Sie die Heimfahrt für ihr Kind zu einem entspannten Ereignis werden und fragen Sie lieber, was es gern essen möchte.

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