Was ist peripheres Sehen im Sport?
Das periphere Sehen im Sport spielt eine wichtige Rolle für das Leistungsniveau der Sportler. Das periphere Sehen steht nämlich in direktem Zusammenhang mit der Reaktionsschnelligkeit, der Antizipation und der Spielintelligenz im Sport.
Beim peripheren Sehen im Sport geht es darum sich zwar auf einen Hauptpunkt (z.B. Ball) zu konzentrieren, gleichzeitig aber Relevantes aus der Umgebung aus dem Augenwinkel zu sehen. Obwohl Sportler den Blick auf den Hauptpunkt richten, nehmen sie trotzdem wahr, wo sich z.B. Seitenlinie, Mitspieler, Gegenspieler oder Schiedsrichter befinden.
Einen großen Unterschied gibt es zwischen dem peripheren und zentralen Sehen bei Sportlern: das Gesehene wird im peripheren Sehen nur unscharf und undeutlich wahrgenommen. Haben bspw. zwei Teams dieselbe Trikotfarbe, ist es durch peripheres Sehen kaum möglich, Mitspieler von Gegenspielern zu unterscheiden. Die Gesichter der Spieler werden durch peripheres Sehen nämlich nicht erkannt.
Stark ausgeprägtes peripheres Sehvermögen kommt insbesondere bei erwachsenen Profisportlern aus Ballsportarten zum Ausdruck. In manchen Situationen werden die Profis so stark vom Gegner unter Druck gesetzt, dass sie keine Zeit haben, den Kopf zu heben. Trotzdem sind sie in der Lage einen perfekten Pass zu spielen. Amateursportlern gelingt dies in ähnlichen Situationen meistens nicht.
Das liegt aber nicht daran, dass Profisportler bessere Augen („Hardware“) haben. Sie sind bloß in der Lage, die Informationen aus der Peripherie besser wahrzunehmen („Software“). Amateursportler erhalten ähnlich viele Informationen von ihren Augen, können diese aber nicht so gut verarbeiten wie Profisportler. Peripheres Sehen ist also hinsichtlich Wahrnehmung und Informationsverarbeitung trainierbar.
Wie trainiert man peripheres Sehen in der Sport Praxis?
Wie bereits erwähnt, verbessert man durch das Training des peripheren Sehens nicht die Sehkraft, sondern die Wahrnehmung von visuellen Reizen aus dem Umfeld. Möchte man das periphere Sehen der Sportler verbessern, sollte diese Fähigkeit kontinuierlich und regelmäßig trainiert werden.
Das allgemeinen Prinzip im Training des peripheren Sehens im Sport ist, dass man Sportler während einer technischen Aufgabe, zusätzlich eine visuelle Aufgabe gibt.
Ein Beispiel (aus dem Fußball): Ein Sportler bekommt die Aufgabe den Ball durch ein Hütchen-Parkour im Slalom zu dribbeln. Gleichzeitig zeigt der Trainer, der am Kopf des Parkours steht, ein Hütchen mit der Hand auf. Passiert das, dann muss der Sportler schnellstmöglich den Parkour verlassen und anschließend auf das Tor schießen.
Aber aufgepasst (!): Die Übungen müssen so gestaltet werden, dass die Sportler nicht ständig ihren Kopf heben können. Das soll aber nicht vom Trainer vorgegeben werden (z.B. „ihr dürft den Kopf nicht heben“).
Der Ansatz ist hier nämlich, dass man die Übung so schwierig gestaltet, dass die Sportler eben nicht ganz frei ihren Kopf heben können und suchen, wo sich wohl das Hütchen befindet.
Technischen Schwierigkeitsgrad anpassen
Man sollte die Übungen zum Verbessern des peripheren Sehens immer an das Leistungsniveau der Athleten anpassen, um sie möglichst herauszufordern – nicht zu unter- oder überfordern.
Hier kann man den Schwierigkeitsgrad zum einen durch das Erschweren der technischen Anforderungen der Übung anpassen.
Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, würde man im obengenannten Beispiel z.B. eine schwierige Dribblingkombination einbauen.
Man könnte auch einen weiteren Faktor in die Übung einbauen, der Druck auf den Sportler ausübt, wie z.B. ein Verteidiger.
Herkunft des visuellen Signals verändern
Zum anderen kann man die Herkunft des visuellen Signals verändern. Beim obengenannten Beispiel ist das Hütchen, das der Trainer hebt, relativ einfach zu erkennen, da es immer in der selben Position ist.
Schwieriger wird diese Übung, wenn das visuelle Signal an unterschiedlichen Orten auf dem Sportplatz platziert ist. Man hat z.B. mehrere Orte an denen solche Hütchen sein können. Diese sollten allerdings trotzdem im Sichtfeld des Sportlers bleiben.
In unseren Beispielen waren die Positionen unserer Hütchen statisch. Sie waren immer an der selben Stelle. Noch schwieriger wird es, wenn die Positionen der Hütchen dynamisch sind – d.h. jemand der sich bewegt, trägt das Hütchen mit sich und gibt die Signale.
Komplexität des visuellen Signals verändern
Auch die Art bzw. Komplexität des visuellen Signals wird verändert, um Sportlern Abwechslung aber auch neue Herausforderungen anzubieten.
In unserem Beispiel nimmt man bspw. Farben dazu – bei rot wird das Dribbling weiter ausgeführt, bei grün wird der Parkour verlassen.
Die visuellen Signale können auch sportartspezifischer gestaltet werden, indem bestimmte Aktionen im Spiel eine Handlung auslösen.
Wenn wir bei unserem Beispiel bleiben, könnte ein sportartspezifischer visueller Reiz folgendermaßen aussehen:
Wir nehmen an, dass im Spielfeld nebenan eine weitere Gruppe 6 gegen 6 spielt. Das Signal ist hier, wenn im Spielfeld nebenan ein hoher Ball (Ball wird nicht flach gespielt) gespielt wird.
Wie du siehst, gibt es unendlich viele Möglichkeiten, wie man aus einfachen Übungen etwas Herausforderndes für die Sportler macht, das peripheres Sehen fördert und gleichzeitig Spaß macht.
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